BÖTZOWKIEZ

Denkmal für Alexander von Blomberg

Ziemlich versteckt, im Sommer zwischen Büschen und Bäumen kaum zu finden, steht an der Ecke Otto-Braun/Greifswalder-Str. und Am Friedrichshain, in der Grünanlage vor der Bartholomäuskirche ein Denkmal, das dort bereits über 100 Jahre steht und an ein besonderes Ereignis der preußisch-deutschen Geschichte erinnert.

Es besteht aus einem Sockel mit zweiteiliger Inschriftentafel, auf dem ein an altrömische Offiziershelme erinnernder steinerner Helm ruht. Die Tafeln tragen die Widmung:

„1813 fiel als erstes Opfer in den deutschen Freiheitskämpfen Freiherr Alexander v. Blomberg * Iggenhausen (Lippe) 31. Januar 1788

+ hier vor dem Königstor 20. Februar 1813“

In dem 1990 in der 3. Auflage beim VEB Tourist Verlag Berlin erschienenen Reiseführer ‚Durch Berlin zu Fuß‘ wird das Denkmal mit folgenden Worten gewürdigt:

„Hier steht auch, etwas im Verborgenen, ein Gedenkstein für Alexander von Blomberg, einen Helden der Befreiungskriege. Er hatte sich, wie viele Patrioten, dem russischen Heer zum Kampf gegen Napoleon angeschlossen. Am 20. Februar 1813 drang eine Kosakeneinheit bis zum Schlossplatz vor. Am Königstor schlug ihnen französisches Gewehrfeuer entgegen, und Blomberg wurde dabei tödlich getroffen.“

Ein paar Zeilen mehr haben Alexander von Blomberg und das Denkmal sicher verdient. Der hier als ‚Patriot‘ bezeichnete ‚Held von 1813‘ (so der Vermerk über einem Foto des Denkmals), 1788 auf dem Gut Iggenhausen im Fürstentum Lippe geborene Alexander von Blomberg schlug die damals für die adligen Männer in Preußen typische militärische Karriere ein. Mit 12 Jahren trat er als Fahnenjunker in das in Hamm und Soest stationierte preußische Infanterieregiment Nr. 9 ein. 1804 zum Fähnrich befördert, geriet er 1806 in der Schlacht von Jena in französische Gefangenschaft, aus der er auf ‚Ehrenwort‘ nach Hause entlassen wurde.

Alexander von Blomberg Berlin Prenzlauer Berg
Ecke Otto-Braun/Greifswalder-Str. und Am Friedrichshain: Denkmal für Alexander von Blomberg, Foto: W. Creutzenberg

Schon 1807 findet er sich wieder im Militärdienst, jetzt im Hauptquartier des alten Blücher, ließ sich aber wenig später auf halben Sold setzen, zog nach Berlin und widmete sich den Wissenschaften, wie es in einer biographischen Notiz im ‚Westfälischen Taschenbuch fürs Volk‘ aus dem Jahre 1815 heißt. Mit Zustimmung des preußischen Königs ging von Blomberg schließlich nach der Niederlage Napoleons vor Moskau als Adjudant des Generals von Tettenborn in den russischen Dienst. Beim ersten Angriff, den die russische Armee im Februar 1813 auf das noch von den Franzosen besetzte Berlin machte, geriet Blomberg, der offensichtlich an der Spitze eines kleinen Kosakentrupps ungestüm durch das geöffnete Königstor in die Stadt eindringen wollte, in einen Hinterhalt und wurde tödlich von den Kugeln der Franzosen getroffen.

Alexander von Blomberg wurde auf Veranlassung seines Freundes Zeune, Gründer und Direktor der ersten preußischen Blindenanstalt, auf dem St. Georgenkirchhof beerdigt. Die auf dem Grab befindliche Gedenktafel wurde, als man den Friedhof um 1850 einebnete, beim Neubau der Bartholomäuskirche in die das Kirchengelände begrenzende Mauer in ein neogotisch gestaltetes Denkmal eingefügt. Eine passende Stelle, da sich genau hier das ehemalige Königstor der Berliner Akzisemauer befunden hatte. Zum 100 jährigen Jubiläum des Todes von Alexander von Blomberg wurde das etwas baufällig gewordene Denkmal abgetragen und das heute noch existierende, von dem Architekten und Bildhauer Otto Kuhlmann gestaltete Denkmal errichtet.

„In Gegenwart Seiner Hochfürstlichen Durchlaucht des Fürsten zu Lippe wurde in Berlin am 20. Februar 1913 das neue von der lippischen Vereinigung gestiftete Denkmal für Alexander Freihern von Blomberg nach einer ernsten Feier der Öffentlichkeit übergeben.“

Fragt man sich, wie dieses Denkmal für einen preußischen Adeligen die DDR ‚überleben‘ konnte, zu deren Feindbilder ja gerade die preußischen Junker gehörten, so lässt sich aus den zwischen 1949 und 1989 entstandenen Beschreibungen des Denkmals diese Frage klären: Das Denkmal war in der DDR-Historiographie ein Beleg dafür, dass die Waffenbrüderschaft zwischen der DDR und der Sowjetunion auf eine große Tradition zurückgreifen konnte. Schließlich starb Blomberg in den Diensten des russischen Militärs.

Willi Creutzenberg, Februar 2020