PRENZLAUERBERGINALE 2018

Der Kiez in Filmen

Nur wenige Wochen nach der großen Berlinale macht sich Prenzlauer Berg in Filmen sichtbar. Die „Prenzlauerberginale“ 2018 holt Filme aus sechs Jahrzehnten auf die Leinwand des Kino Babylon. Dazu gibt’s Stars und Musik. Ein Kiez-Filmfest.

 

Bereits zur Eröffnung am 27. Februar glänzt das Filmfest und legt den roten Teppich für die jüngere Filmgeschichte ins Kino Babylon. Drei weitere Abende mit Filmen im Doppelpack schließen sich bis zum 20. März an. Sie zeigen den Prenzlauer Berg in Dokumentationen, Nahaufnahmen und intimen Einblicken. Die MacherInnen der Filme sind größtenteils dabei. 

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Der Klassiker schlechthin: Berlin Ecke Schönhauser läuft am 13. März auf der diesjährigen Prenzlauerberginale. Foto: DEFA-Stiftung

Der Alltag in Prenzlauer Berg

Mit „Obst & Gemüse“ und dem Filmteam, mit „Links und rechts der Schönhauser“ und dem Protagonisten Jaecki Schwarz geht’s am 27. Februar um 19.30 Uhr los. Dazu laufen Clips und Klänge der Ostberliner Band „City“. „Obst & Gemüse“ entführt in den Prenzlauer Berg der Gegenwart, mit einer Integrationsgeschichte der anderen Art. Seine Handlung: Der Urberliner Harald heuert bei einem vietnamesischen Gemüsehändler an, dessen Sohn zum Studium muss. Harald will nicht arbeiten, der Sohn nicht studieren. Wer integriert hier wen? Diesem Gegenwartsfilm schließt sich mit „Links und rechts der Schönhauser“ eine liebevolle Dokumentation aus den 80er Jahren an. Schauspieler Jaecki Schwarz läuft darin die Schönhauser auf und ab und erzählt drehorgelspielend vom Weinanbau, den großen Brauereien und dem Vergnügungsviertel.

 

Kinder und Familien-Geschichten

Am 6. März startet Teil zwei der Prenzlauerberginale, umrahmt mit Musik-Clips von „Silbermond“. Dann folgen den beiden Klassiker: „Die Kollwitz und ihre Kinder“ von 1971 und „Bis dass der Tod euch scheidet“ von 1979. Mit dem ersten Film hat die Regisseurin Christa Mühl ein spannungsreiches Bild des Kollwitzplatzes gezeichnet. Sie fragte nach dem Umgang der Kinder mit der Kollwitz-Plastik. Das Finale setzt der Bildhauer Gustav Seitz, der Schöpfer der Plastik. Mit diesem Geheimtipp bereitet der Organisator des Festivals, das Geschichtsbüro Müller, den Boden für den zweiten Film, Heiner Carows „Bis dass der Tod euch scheidet“. Süß und voller Träume ist die Ehe von Sonja (Katrin Saß) und Jens (Martin Seifert). Doch die Probleme beginnen, als Sonja nach der Geburt des Kindes wieder als Verkäuferin arbeiten gehen will. Jens jedoch ist strikt dagegen. 

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Rasanter Wandel – Stadt als Beute läuft am 20. März auf der Prenzlauerberginale. Foto: S. Müller

Der kriminelle Prenzlauer Berg

Eine Woche später, am 13. März, laufen neben einem Bruce-Springsteen-Clip die beiden Filme „Toni 268 – Bitte melden“ von 1985 und „Berlin Ecke Schönhauser“ von 1957. Im ersten Film berlinern sich zwei Volkspolizisten durch ihren Alltag. Neben Verkehrsunfällen regeln sie auch Diebstähle, Vermisstenanzeigen, Alkoholverdacht bei einem Tram-Fahrer. Anschließend: „Berlin Ecke Schönhauser“: Unter dem U-Bahn-Bogen Schönhauser Allee treffen sich halbwüchsige Jungen und ein Mädchen. Sie stänkern und stören die Passanten. Karl-Heinz zieht Dieter und Kohle in seine dunklen Geschäfte hinein. Nach vermeintlichem Totschlag fliehen die drei Jungen nach Westberlin. Nur Dieter kehrt zurück und schafft einen Neuanfang.

 

Der Wohnraum-Wandel

Den Schlusspunkt der diesjährigen Prenzlauerberginale setzen am 20. März die Filme „Wessen Straße ist die Straße“ von 1988 und „ Stadt als Beute“ von 2015. Zum ersten Film: Die Husemannstraße Ende der 80er: Ihre verkommene Wohnsubstanz wird Touristen als schickes nostalgisches Berlin angepriesen. Dutzende Kamerateams besuchen die Straße, Spielfilme werden hier gedreht, die Anwohner sind genervt. Das Filmteam um Jens Becker dokumentiert die Szenerie. Weiter geht es dann mit „Stadt als Beute“ von Andreas Wilke, der sich wie eine Fortsetzung von „Wem gehört die Straße“ anschaut. Der Regisseur hat die Veränderungen in den vergangenen Jahren eingefangen. Er begleitet Makler, Investoren und Kaufinteressenten bei der Schnäppchenjagd nach Wohnraum und Mieter beim Gang durch die Institutionen. Wie im Zeitraffertempo wird eine ganze Stadt umgekrempelt.

Das komplette Programm auf www.prenzlauerberginale.berlin

-red-, Febr 2018