MAUERPARK-BEBAUUNG

Countdown für Plan B

Er liegt jetzt aus, der Bebauungsplan für den nördlichen Mauerpark. Lange schon wird die künftige Nutzung des grünen Filetstücks zwischen Pankow und Mitte öffentlich diskutiert, jetzt haben alle Berlinerinnen und Berliner bis zum 16. März die Chance, konkret mitzureden. Die Fakten:

Das Vorhaben
Ein komplett neues Wohnquartier mit insgesamt rund 700 Wohnungen, errichtet auf einer Fläche von ca. 3,5 Hektar zwischen Gleimstraße, Jugendfarm „Moritzhof“ und S-Bahn-Ring. Rund 1.200 neue BewohnerInnen soll das Quartier aufnehmen, in 194 Eigentumswohnungen, 122 frei finanzierten Mietwohnungen sowie 120 Genossenschaft-Wohnungen und 219 Studenten-Appartments. Fünf Wohnblöcke, vier- bis siebengeschossig, erheben sich, angelegt wie ein kopfstehendes „L“, vor einem Quartiersplatz.
Die Details
Das Quartier soll eine Kita mit 80 Plätzen erhalten. In den Erdgeschossen der fünf Wohnblöcke sind Handel und Dienstleistung sowie stilles Gewerbe vorgesehen. Die Wohnblöcke im Norden, direkt an der S-Bahn-Trasse, sollen als eine Art Lärmschutzriegel das restliche Quartier vor Verkehrsgeräuschen schützen. Sie sind den Studenten-Appartments und öffentlich finanzierten Genossenschafts-Wohnungen vorbehalten.
Erschlossen wird das Quartier über die Gleimstraße. Sie soll einen Kreisverkehr erhalten. Ein Teil der denkmalgeschützten Stützmauer des Gleimtunnels soll der Zufahrt zum Quartier weichen. Fußgänger und Radfahrer könnten das Quartier direkt durchqueren.

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Seit Monaten machen sich Bebauungsgegner für „100 Prozent Mauerpark“ stark. Jetzt können alle mitreden. Foto: Promo Mauerpark-Allianz

Der Deal
Ein oft „zweifelhaft“ genannter Vertrag zwischen dem Land Berlin und der damaligen Grundstückseigentümerin CA Immo: Damit der Mauerpark im Süden, im Umfeld des Flohmarktes, als Grünfläche erweitert werden kann, wird der Norden dicht bebaut. 5 Hektar Freifläche für 3,5 Hektar Besiedelung. Bei Nichteinhaltung des Vertrag droht dem Land Berlin ein Millionen-Schaden.
Die Bauherrin
Die Groth-Gruppe, ein seit Jahrzehnten auf dem Berliner Immobilienmarkt aktiver Investor, der umstrittene Großprojekte in West-Berlin, Potsdam, Karow durchführt. Zur Firmen-Vergangenheit gehört die Nähe zum sogenannten „West-Berliner Filz“ der 80er Jahre.
Die Amts-Sicht
Der Bebauungsplan-Entwurf enthält neben den konkreten Plänen der Bauherrin die Abwägungen und Stellungnahmen der zuständigen Ämter, insbesondere, was die Einordnung in landesweite Regelungen und Vorschriften betrifft. Entschieden haben die Ämter u.a., dass der Verlust an Freifläche und Frischluftzufuhr zugunsten der Notwendigkeit neuen Wohnraums hinzunehmen ist;  dass Interessenkonflikte mit bestehenden Institutionen sowie geschützter Flora und Fauna nicht bestünden.
Die Gegen-Argumente
Gegen eine Bebauung des Mauerparks wendet sich u.a. die Bürgerinitiative Mauerpark-Allianz. Ihr Ziel, den Mauerpark in Gänze als grüne Freifläche für Erholung, Kultur und Begegnung auf historischem Boden zu gestalten, notfalls in Form eines Bürgerbegehrens. Ihre Hauptargumente gegen die Bebauung:
Die Neubebauung mit hochpreisigen Wohnungen werde zu weiterer Verdrängung der angestammten Bevölkerung im angrenzenden Brunnenviertel führen. Nutzungskonflikte der Bewohner mit den Anliegern und Besuchern des Mauerparks seien vorprogrammiert. Die geplante Verkehrserschließung des Quartiers sei unzureichend. „Wir wollen mitentscheiden, wie sich unsere Stadt entwickelt, wie wir wohnen und leben und wofür öffentliche Gelder in unserem Bezirk ausgegeben werden.“, argumentiert die Allianz auf ihrer Homepage www.mauerpark-allianz.de. Dort informiert sie auch über das Verfahren und gibt Hinweise für Einwände.
Das Verfahren
Der Bebauungsplan-Entwurf liegt bis einschließlich 16. März öffentlich im Bezirksamt Mitte, Fachbereich Stadtplanung, Müllerstraße 146, 1. Etage, Zimmer 168 aus, jeweils Montag bis Mittwoch von 8 bis 16 Uhr, Donnerstag von 9 bis 18 Uhr und Freitag von 8 bis 14 Uhr. Er ist auf www.berlin.de/ba-mitte/ einsehbar. Stellungnahmen und Einwände müssen formlos schriftlich erfolgen an: Bezirksamt Mitte von Berlin, Fachbereich Stadtplanung, 13341 Berlin, per E-Mail an stadtplanung@ba-mitte.berlin.de. Alle Einwände fließen in das abschließende Abwägungsverfahren der amtlichen Baubehörde ein.
Zur Meinungsbildung
Weitere Informationen gibt es u.a. auf folgenden Veranstaltungen: „Was passiert am Mauerpark?“ der Mauerpark-Allianz am Dienstag, 3. März, 19 Uhr, Freie Schule, Wolliner Str. 25/26, und der Bezirks-Veranstaltung am Mittwoch, 11. März, 18 Uhr im BVV-Saal im Rathaus Mitte, Karl-Marx-Allee.
-al- (Feb 2015)