DIE BEZIRKSGRENZE (27)

Am Friedrichshain

In diesem Teil der Serie entfernen wir uns von der Werneuchener Wiese. Es geht jetzt gerade entlang der Straße Am Friedrichshain. Parks sind ja immer eine recht kiezbezogene Sache. In der Woche, wenn man wenig Zeit hat, geht man nur bis vor die Haustür zum nächsten grünen Flecken. Da bleibt man in seinem Kiez, auch wenn zum Beispiel der Werner-Klemke-Park an der Woelkpromenade in Weißensee, mit Kreuzpfuhl und Goldfischteich, noch so lauschig, ruhig und unbekannt ist.

 

Der Volkspark Friedrichshain ist die älteste kommunale Parkanlage Berlins. Anlass war das 100-jährige Thronjubiläum von Friedrich II („der Große“ / „Alte Fritz“) im Jahr 1840. Die Idee stammte von Peter Joseph Lenné, die Pläne von Gustav Meyer 1846 bis 1848, der Friedhof der Märzgefallenen von 1848 ist etwa in Höhe des Krankenhauses. Den Märchenbrunnen behandele ich in der nächsten Folge. 

Wikipedia: „Der Bau der Flaktürme 1941 sowie die folgenden Luftangriffe vernichteten den alten Baumbestand fast vollständig. 1946 wurden die beiden Bunker gesprengt und die Ruinen 1946–1950 mit Bauschutt verfüllt und überdeckt. Die dadurch entstandenen Trümmerberge („Mont Klamott“) wurden im Verlauf der Parkerneuerung nach einem Entwurf von Reinhold Lingner begrünt.“

Friedrichshain Berlin Prenzlauer Berg
Der "kleine" See im Volkspark Friedrichshain. Foto: rg

Jedes Jahr zu Pfingsten feierte die Tageszeitung „Neues Deutschland“ im Park sein Pressefest. Im Jahr 1983 dröhnte aus diesem Anlass vom Park aus durch die halbe Stadt das Stück „Mont Klamott“ der Band „Silly“. Wobei noch immer nicht klar ist, ob Texter Werner Karma mit „Mont Klamott“ nicht vielleicht den Volkspark Prenzlauer Berg an der Hohenschönhauser Straße gemeint habe.

Im Park gibt’s zwei Teiche, die „Wasserglocke“, den reetgedeckten „Pavillon & Kaminhütte“, die Ausflugsgaststätte „Schoenbrunn“, das Freiluftkino, einen Kräutergarten, Grillplätze, mehrere Plätze für alle möglichen Sportarten, ganz viele Spielplätze und eine Kinderplansche mit Elefanten. Neben dem Denkmal an der Virchowstraße, über das ich in der letzten Folge berichtete, gibt’s an der Friedenstraße das Spanienkämpfer-Denkmal. Diese Gedenkstätte für die Interbrigadisten im Spanischen Bürgerkrieg wurde 1966 – 1968 nach den Entwürfen des Bildhauers Fritz Cremer errichtet. Es ist der Mittelpunkt der Gedenkstätte, die an die mehr als 3000 im Spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Republik gefallenen Deutschen erinnert. 

Eine Büste von Friedrich II wurde im Jahr 2000 an historischer Stelle aufgestellt. 

Etwa auf Höhe der Plansche zweigt die Weinstraße von der Friedenstraße ab. In dieser Gegend wurden die Haussprengungen und viele weitere Szenen aus dem Film „Die Legende von Paul & Paula“ gedreht. Weiterer Drehort dafür war die ehemalige Kaufhalle, heute EDEKA, direkt am heutigen „Platz der Vereinten Nationen“, der sich direkt an den Volkspark anschließt. Der Platz hieß von 1864 bis 6. April 1950 „Landsberger Platz“ und bis zum 13. März 1992 „Leninplatz“. Während der Wende wollten ihn einige nach Ritter Runkel benennen, einer überaus beliebten Comic-Figur aus dem „Mosaik“. Den Kopf des einstigen gewaltigen Lenindenkmals kann man seit April 2016 in der Zitadelle Spandau bewundern.

Rolf Gänsrich, Dez. 2018

www.rolfgänsrich.wordpress.com