KUNSTPROJEKT

Refugees Speakerboxx

In einem Kunstprojekt proben geflüchtete Frauen miteinander. Sie schildern ihre Fluchtgründe und -erlebnisse, erfahren Souveränität in der Gemeinschaft. Zwei Pankower Vereine geben den Frauen mit diesem Projekt darüberhinaus Orientierung in praktischen Dingen des Lebensalltags.

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Geflüchteten Frauen eine Stimme geben will das Kunstprojekt „Female Refugees Speakerboxx“. Foto: al

Warum verlassen Frauen ihr Land? Diese Frage, die in der Öffentlichkeit vernachlässigt wird, stellt das Pankower Kunstprojekt „Female Refugees Speakerboxx“, das vor wenigen Wochen ins Leben gerufen wurde. „In der jetzigen Situation um Geflüchtete fällt auf, dass die Frauen kaum zu Wort kommen oder sichtbar sind.“, beschreibt Ulrike Düregger, Theatermacherin und eine der Initiatorinnen, die Intention des Projekts. Konkreter sagt sie es mit zwei weiteren Fragen: „Was zwingt Frauen, ihre Heimat zu verlassen? Was erleben sie auf dem lebensgefährlichen Transit?“

Düregger und die Politik- und Sozialwissenschaftlerin Teresita Cannella wollen auf diese Fragen Antworten finden. Die Frauen und ihre Lebens- und Fluchtgeschichten stehen im Mittelpunkt, ebenso Erlebnisse und Hürden, die Frauen in Berlin erleben. „Female Refugess Speakerboxx“ lädt geflüchtete Frauen zu diesem Projekt ein. „Wir wollen sie befähigen, für sich selbst zu sprechen“, beschreibt es Ulrike Düregger.

Künstlerische Unterstützung erhält „Female Refugees Speakerboxx“  durch zwei  Schauspielerinnen, Gülcan Cerdik und Nadine da Cruz Oliveira, und geflüchteten Frauen, die als Übersetzerinnen im Projekt arbeiten. Dabei werden auch entwicklungspolitische Themen und Gespräche über die Fluchtursachen eine große Rolle spielen. Geplant sind neben den laufenden Workshops für die Frauen auch City-Touren und Koch-Workshops sowie eine künstlerische Plakat-Aktion und Dialog-Foren mit einem interessierten Publikum.

Hinter den Initiatorinnen Düregger und Cannella stehen zwei Pankower Vereine, die sich mit Themen wie Diskriminierung und verschiedenen Kulturen beschäftigen. Ulrike Düreggers „Total plural“ ist eine afro-deutsche Spielgruppe, die seit zehn Jahren binationale Familien zu Kultur, Festen, zu Theaterprojekten und zum Austausch vereint. Teresa Cannellas Verein „Trixiewiz“ fördert interkulturellen Wissenstransfer zwischen Frauen. Seit dem Jahr 2002 setzen sich die Macherinnen für ein neues Verständnis von Kultur ein und wollen die immanenten Spannungen zwischen Kulturen deutlich machen. Am Vereinsort in Weißensee treffen sich Frauen, um Erfahrungen aus verschiedenen Ländern, Kulturen und Arbeitszusammenhängen auszutauschen.

Das neue Projekt „Female Refugees Speakerboxx“ wird von der „Stiftung Nord-Süd-Brücken“ und dem Programm „Partnerschaften für Demokratie“ gefördert. Ein eigener Blog soll den Projektverlauf nachzeichnen. 

Parallel dazu veranstaltet „Trixiewiz“ ein Projekt für geflüchtete Frauen, in dem sie gezielt Strategien gegen Gewalt und Mehrfachdiskriminierung, Rassismus und Sexismus erlernen können. 

Mithilfe von Trainings, Workshops, Arbeitstreffen und einer Fachtagung will das Projekt die Selbsthilfepotenziale von Frauen mit Fluchtgeschichten fördern und verschiedene Akteurinnen stärker miteinander vernetzen.

Weitere Informationen:

Ulrike Düregger, da@ulrikedueregger.de

-red-, Dez 2016