IMMANUELKIRCHGEMEINDE

Begegnung beim Essen oder beim Gesang

Die Immanuelkirchgemeinde im Wins-Kiez ist eine junge, lebendige Gemeinde. In und um die 120 Jahre alte rote Backsteinkirche organisiert sich ein Gemeindeleben mit Kita, Chören, mit Begegnungen zum Mittagessen und Orgelkonzerten.

Vor der Kirche lädt das Schild „Die Kirche ist offen“ zur Besichtigung, zur stillen Einkehr oder zum Gebet. Das Schild steht auf der Prenzlauer Allee, immer an den Wochenenden. Auf der anderen Seite der Kirche, in der etwas ruhigeren Immanuelkirchstraße, steht, immer mittwochs, ein anderes Schild. Es lädt zum „Meet'n Eat“, zum gemeinsamen Mittag- oder Abendessen mit Menschen und Speisen unterschiedlicher Kulturen: „Offen für alle! Kommt einfach rein!“ 

 

Musikalisches Leben

Mit etwa 3.300 Mitgliedern ist die Gemeinde der Immanuelkirche eine der größeren Gemeinden. Sie bildet mit den Nachbargemeinden St. Bartholomäus und Advent-Zachäus einen Pfarrsprengel – insgesamt gibt es drei Pfarrer. Familien mit Kindern und ältere Menschen machen einen Großteil der Gemeindemitglieder aus – und so ist auch das Gemeindeleben im turbulenten Wins-Kiez gemischt, lebendig, bunt. Die Kita hat 80 Plätze, freundliche Räume im Gebäude hinter der Kirche und einen urwüchsigen Holzspielplatz. Es gibt einen Kinderchor, einen Chor für Teenies und eine Gruppe junger Bläser. Auch ein Erwachsenenchor, eine Bläsergruppe und eine Instrumentalgruppe gehören zur Gemeinde. Das musikalische Leben ist eines der Hauptbestandteile und reicht von Choraufführungen bis hin zu gemeinsamen Konzerten und Orgelabenden. Im Mai spielt die historische Sauer-Orgel eine Hauptrolle bei den Konzerten „Mit Orgelmusik in den Frühling“.

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Offene, bunte Kirche: Mit rund 3.300 Mitgliedern gehört die Gemeinde der Immanuelkirche zu den größeren in Prenzlauer Berg. Foto: al

 „Imma bunt“ heißt eine Veranstaltungsreihe der Immanuelkirchgemeinde, die einmal monatlich stattfindet. Sie beschäftigt sich mit Themen der Zeit und der Geschichte und lädt Referenten und Künstler zum Gespräch und Austausch. Im Mai wird an die Bücherverbrennung der Nazi-Ära erinnert, die sich in diesem Jahr zum 84. Mal jährt. Es werden Texte von Autoren gelesen, deren Bücher 1933 dem Feuer übergeben wurden.

 

Buntes Leben

Aktiv ist die Gemeinde seit langer Zeit in der Flüchtlingshilfe. Zum zentralen Treffpunkt hat sich das wöchentliche Begegnungs-Cafe „Meet’n Eat“ entwickelt.  Einmal wöchentlich, mittwochmittag oder -abend, kochen und essen Gemeindemitglieder, Nachbarn und Flüchtlinge miteinander. Gemischte Teams bereiten Speisen aus Afghanistan, Syrien und der ganzen Welt zu. Entstanden ist das „Meet’n Eat“ aus dem Bedürfnis der Flüchtlinge heraus, die in der Notunterkunft in der Winsstraße untergebracht waren. In der Turnhalle gab es weder Privatsphäre noch frisches Essen. Dieses Bedürfnis nach selbst gekochten Speisen griff Projektleiterin Julia Wolf auf. Die Notunterkunft ist inzwischen geschlossen, doch das gemeinsame Kochen und Essen ist geblieben. Es wächst sich aus: „Wir spielen, reden, essen, tanzen, lernen einander kennen, werden Nachbarn auf Augenhöhe.“, so formuliert es Juliane Koch. Das heißt: Es wird auch Know-how zu unterschiedlichen Fragen ausgetauscht, Unterstützung bei Wohnungssuche, Behördengängen oder Arztbesuchen organisiert, Kleidung, Fahrräder oder Handys getauscht und vieles mehr.

al, Mai 2017

Immanuelgemeinde, Immanuelkirchstraße 1a, www.immanuelgemeinde.de

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
„Poetisiert Euch“ – das Verlagshaus Berlin gibt Lyrik und Illustrationen heraus. Fotos (2): al

Ein Nischen-Verlag mit schönen, mutigen und seltenen Publikationen. Neben die Texte tritt die Illustration als gleichberechtigte Ausdrucksform. Statement der Verleger: „Damit erweitern wir die Lyriklandschaft um Stimmen, die sonst nirgendwo hörbar sind.“

Auch eine Kreativagentur agiert in der Chodowieckistraße. Und ein Musikverlag. Die Edition Juliane Klein verlegt zeitgenössische Musik aller Stile – vom Solo über Oper bis zu elektronischer Musik. Die Gründerin ist selbst Musikerin, der Verlag war einst ihr Eigenverlag und wuchs sich in den 18 Jahren seit seiner Gründung zu einem etablierten Verlag in der Branche. Gerade hat in Augsburg die Oper „Kaspar Hauser“ seines Komponisten Hans Thomalla Premiere.

Und sonst: Siedeln Dienstleister für Gesundheit und Wellness in der Chodowieckistraße. Die medizinische Fußpflege, die ihr Firmenschild per Hand auf den heruntergelassenen Rollladen gemalt hat. Ein Friseur, dem der Charme der 90-er Jahre anhaftet. Psychologinnen und Physiotherapeuten. 

 

Mit Barkeeper

Auch eine Kneipe fehlt in der Chodowieckistraße nicht, ebenso wie zwei kleine Kitas. Die Kneipe ist eine schlichte, fast typische Berliner Kneipe, mit Holztischen und ausschließlich Getränken. Das Angebotsschild offeriert neben Schnäpsen und Cocktails auch „Mitgefühl und Zuspruch vom Barkeeper“. Ein weiteres Schild zeigt einen Vogelkopf und den freundlichen Hinweis, „draußen ab 21.30 Uhr den Schnabel zu halten“. Es scheint geräuschempfindliche Nachbarn oder laute Gäste oder beides in und an dieser Kneipe zu geben. 

Und dann ist da noch eine große Baustelle in der Chodowieckistraße. Die Gewobag baut in der letzten Baulücke einen Siebengeschosser mit 29 Wohnungen in Vorderhaus und Seitenflügel. Auch dieses Haus wird weiß, das Dachgeschoss erhält eine Glasfront. Für sechs der neuen Wohnungen preist die Wohnungsgesellschaft eine besonders niedrige Miete aus. Im Spätsommer des Jahres soll der Neubau bezugsfertig sein. 

-al-, April 2017