MOSSE-TAGE IM SEPTEMBER

Ein Verleger-Leben auf Litfass-Säulen

Dem großen Verleger und Mäzenaten Rudolf Mosse gedenkt die Initiative „Mosse erinnern!“ mit einer Open-Air-Ausstellung im Cantian-Stadion und Vorträgen zu seinem Wirken. Mosses Todestag jährt sich in diesem September zum 100. Mal. 

Der Verleger Rudolf Mosse und seine Familie gehörten einst zu den großen Berliner Mäzenen. Ihr politisches und publizistisches Engagement prägte die Stadt - bis die Nationalsozialisten den Verlag „arisierten“ und die Familie vertrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet der Name der Familie in Vergessenheit. Die Gruppe „Mosse erinnern!“ will Mosse und sein Wirken wieder ins öffentliche Bewusstsein rufen und veranstaltet vom 8. bis 23. September die Mosse-Tage. Es gibt eine Open-Air-Ausstellung auf elf Litfass-Säulen im Cantian-Stadion, dazu Vorträge über sein Leben.

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Im Juni benannte die Gruppe „Mosse erinnern!“ kurzerhand das letzte Stück der Eberswalder Straße wieder um in Rudolf-Mosse-Straße. Foto: ME

Der Weg der Litfass-Säulen-Ausstellung vollzieht dabei den Verlauf der einstigen Mosse-Straße nach. Rudolf Mosse spendete 1917 der Stadt Berlin den hohen Betrag von 1,7 Millionen Mark für verschiedenste Zwecke. Der Berliner Magistrat kündigte in seinem Dankesschreiben die Benennung einer Straße nach Rudolf Mosse an und wählte dafür die Erschließungsstraße zwischen Eberswalder und Sonnenburger Straße auf dem heutigen Stadion-Gelände.

Am 31. Mai 1920 erhielt die Straße ihren neuen Namen, Rudolf Mosse starb kurz darauf am 8. September 1920. 1935 tilgten die Nazis viele jüdisch konnotierten Straßennamen aus dem Berliner Stadtbild, darunter auch die Rudolf-Mosse-Straße in Prenzlauer Berg. Nach dem Krieg wurde die Straße mit Stadion und Tennisplätzen überbaut, heute wird im Sportpark an Friedrich Ludwig Jahn und Max Schmeling erinnert, nicht aber an den großzügigen jüdischen Mäzen. Um das zu ändern, treffen sich seit 2017 Anwohner, Fußballfans, Sportler und Lokalhistoriker in der Gruppe „Mosse erinnern!“. 

Die Mosse-Tage sind nun ein kompaktes Programm dieses Erinnerns. Am 8. September 2020, dem 100. Todestag Rudolf Mosses, wird die Ausstellung im Cantian-Stadion, am Eingang Eberswalder Straße, eröffnet. Sie zeichnet das Leben Rudolf Mosses nach, die wichtigsten Projekte seines Mäzenatentums und die Geschichte des Geländes. Sie wird bis  zum 23. September zu sehen sein. 

Im Begleitprogramm zur Ausstellung gibt es vier Vorträge. Am 10. September sprechen Beate Boehnisch und Bernt Roder vom Museum Pankow über Rudolf Mosse und jüdisches Leben im Prenzlauer Berg. Am 15. September thematisiert der Sporthistoriker Christian Wolter den Arbeiterfußball in Berlin. Thema des Vortrags am 17. September von Dr. Meike Hoffmann vom Projekt MARI ist Rudolf Mosse als Sammler und Mäzen. Am 21. September schließlich beendet Dr. René Wiese vom Zentrum deutsche Sportgeschichte die Vortragsreihe. Sein Thema: Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark als sportpolitischer Ort in der DDR. Alle Vorträge beginnen um 19 Uhr im Fanprojekt Cantianstraße 25 (Ecke Cantian-/Topsstraße). Dort werden die Mosse-Tage am 23. September um 19 Uhr auch mit einer Finissage beendet. Da wegen der Corona-Hygieneregeln nur etwa 25 Personen pro Veranstaltung zugelassen sind, empfiehlt sich eine Voranmeldung.

-red-, Sept. 2020

Mehr Informationen zu den Mosse-Tagen: www.mossestrasse.de