FIGURENTHEATER

Eines bleibt, eines vereint

Im September eröffnen die Berliner Bühnen ihre neue Spielzeit. Die beiden Figurentheater des Prenzlauer Bergs sind da keine Ausnahme. Ihre neue Spielzeit startet indes mit Besonderheiten. Das Theater o.N. kann an seinem Standort bleiben. Und die Schaubude vereint zum Meeting Point.

Das Theater o.N. lebt! Mit diesem schriftlichen Freudenschrei beendet das Ensemble des einzigartigen Figurentheaters in der Kollwitzstraße viele Monate der Existenzangst. Die Bühne, die auf eine jahrzehntelange experimentell-poetische Geschichte verweist, kann wieder an ihren Standort in Souterrain und Erdgeschoss in der Kollwitzstraße 53 ziehen. Lange Zeit war das ungewiss, denn die Eigentümer des Gebäudes wollten das Ensemble aus Lärmschutzgründen nicht mehr haben. Die FigurenspielerInnen mussten die gesamte vergangene Spielzeit an anderen Orten auftreten.

Am 15. September nun feiert das Theater o.N. seine Wiedereröffnung. Nicht zuletzt dank der großen Solidarität des Publikums, von NachbarInnen, KünstlerInnen und PolitikerInnen gelang es, dem Theater in diesem Haus die Existenz bis ins Jahr 2022 zu sichern. Neuer Schallschutz wurde eingebaut, der den gesetzlichen Standards entspricht.

Schaubude Theater o.N. Berlin Prenzlauer Berg
Das große Werk in Miniaturen – eine der Aufführungen zum Meeting Point in der Schaubude. Foto: David Espinosa

Der 15. September wird deswegen ein Festtag mit Theater, Musik und einer Eröffnungsrede des zuständigen Kultursenators. Dann spielt das Ensemble seinen Klassiker „Kling, kleines Ding“ endlich wieder am angestammten Ort. Die Türen bleiben offen, die SpielerInnen zeigen Interessierten die neue alte Bühne und für die jüngeren Gäste gibt es ein Programm vor und im Theater. Nach einer weiteren „Kling, kleines Ding“-Vorstellung folgt Musik zur „Crazy Night“. 

Die erste Premiere im alten, neuen Haus, gibt es am 24. November mit dem slawischen Märchen und Bilderkarussell „Die zwölf Monate“. Und auch einige der neueren Arbeiten, die in der vergangenen Spielzeit Premiere hatten, werden dann erstmals am angestammten Ort in der Kollwitzstraße gezeigt.

Standortprobleme hat die Schaubude in der Greifswalder Straße glücklicherweise keine. Und auch ansonsten hat sich die Berliner Spielstätte für Figurentheater aus aller Welt und vielen Genres bestens für die neue Spielzeit aufgestellt. Die startet mit einem Festival: „Meeting Point“ versammelt ab 12. September insgesamt neun Produktionen für Kinder und für Erwachsene zum Entdecken, Kennenlernen und Treffen.

 „Meeting Point ist Treffunkt und Programm zugleich. Gezeigt werden Produktionen des zeitgenössischen Theaters der Dinge, von denen wir uns neue Impulse erhoffen und die das Potenzial haben, neue Kommunikationsräume zu Themen und Diskursen unserer Zeit zu eröffnen.“, so verlautet es aus dem Haus. Das Festival ist „nicht zuletzt der Wunsch nach unerwarteten Begegnungen.“ Nun denn: Los geht es am 12. September mit einer Voraufführung des Objekt-Schatten-Theaters „Elektrische Schatten“. Das Duo florschütz & döhnert lädt Menschen ab vier Jahren zu einer Werkstatt, in der nachts die Schatten spazieren gehen. 

Es folgen Produktionen aus Spanien und Sachsen, aus Berlin und Karlsruhe. „Mi Gran Obra“ beispielsweise, „Mein großes Werk“ von David Espinosa. „Es ist das, was ich machen würde, wenn ich ein unbegrenztes Budget, das größte Theater der Welt, 300 SchauspielerInnen, ein Militärorchester, eine Rockband, Tiere, Autos und einen Helikopter hätte.“, sagt der Figurenspieler dazu. 

Beim „Meeting Point“ weiter zu sehen sind u.a. das Schau- und Handpuppenspiel um den Räuber Hotzenplotz, eine Szenische Lesung der „Matroschka-Manipulationen“ und das multimediale Impro-Theater mit Objekten „Impro-Visionen #10: Metamorphosen II“, das mit Videos, Objekten, sich selbst und den Zuschauern spielt.

Ein schöner Auftakt für die beiden Figurentheater in Prenzlauer Berg, die den Stadtteil zu einem feinen, ästhetischen und experimentellen Stadtteil für die Theaterwelt machen.

-red-, Sep. 2018